Catering & Gastronomie

Inhalt

Illustration Stand mit Essen
zwei Personen befüllen Sandwiches
zwei Personen befüllen ihre Wasserbehälter mit Trinkwasser
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1. Allgemein & Problemstellung

Wusstest du, dass…

…eine vegetarische Ernährung die globalen Emissionen um 63 Prozent verringern könnte und eine vegane Ernährung sogar um 70 Prozent?22

Im Veranstaltungskontext mit vielen Besucher*innen werden meist industriell stark verarbeitete, schnell zubereitete und günstige Nahrungsmittel eingesetzt, um den Abverkauf einer hohen Stückzahl in kurzer Zeit zu ermöglichen. Verwendet werden meist Lebensmittel aus konventioneller Landwirtschaft, bei deren Produktion schädliche Chemikalien wie Pestizide eingesetzt werden, wodurch nicht nur die Lebensmittel selbst, sondern auch die Böden belastet werden. Zudem sind die angebotenen Nahrungsmittel aktuell überwiegend tierischen Ursprungs. Die Umstellung auf ein pflanzliches Angebot aus regenerativer Landwirtschaft ist neben Mobilität und Energie einer der größten Hebel für eine möglichst klima- und ressourcenpositive Ausrichtung eines Events.

Die Herausforderung einer nachhaltigen, kreislauffähigen Veranstaltungsorganisation besteht u. a. darin, den Wandel hin zu einer pflanzlichen Ernährung zu schaffen – in der Skalierung der angebotenen Gerichte und auf emotionaler Ebene beim Publikum sowie bei den arbeitenden Personen im Produktionsteam. Zudem besteht Handlungsbedarf bezüglich des Überschusses an gekochten Gerichten durch Fehlkalkulation und der Kompostierung der in der Herstellung anfallenden Lebensmittelabfälle.

Ein weiterer Aspekt sind die Verpackungen von Lebensmitteln, die in Gastronomie und Catering verarbeitet werden. Zudem werden insbesondere Speisen häufig auf Einweggeschirr ausgegeben. Seit dem 1.1.23 sind Gastronom*innen mit mehr als 80 qm Verkaufsfläche oder mehr als 5 Mitarbeitenden jedoch gesetzlich verpflichtet, ihren Kund*innen Mehrwegverpackungen für To Go-Speisen und Getränke zur Verfügung zu stellen.23 Bei den Verpackungen von Lebensmitteln handelt es sich jedoch weiterhin meist um Einwegverpackungen aus Kunststoff, die problematische Stoffe wie Weichmacher oder sonstige Schadstoffe enthalten.

Das Thema Ernährung ist emotional sehr behaftet. Gleichzeitig können Veranstaltungen ein Ort sein, Menschen für eine alternative Ernährungsweise zu begeistern und zu inspirieren – die Qualität der angebotenen Lebensmittel und die richtige Kommunikation sind hier absolut entscheidend.

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Erklärung zur biologisch abbauberen Pommesgabel
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2. Unsere Messlatte für Labor Tempelhof

Eine Veranstaltung mit einer möglichst vollständigen Kreislaufführung und einer nachhaltigen Beschaffung im Bereich Ernährung und Getränke berücksichtigt die folgenden Kriterien: 

  • Im Idealfall ausschließlich vegane Verpflegung aus regenerativer Landwirtschaft für Publikum, Crew und Bands. Das Angebot soll positive Auswirkungen auf Treibhausgasemissionen, Flächen- und Wasserverbrauch, Pestizideinsatz und die Qualität landwirtschaftlicher Böden haben.
  • Vermeintliche Reste oder Abfälle neu denken und als Nährstoffquelle betrachten: Wenn sie in der Produktion nicht vermieden werden können, dann separat sammeln zur späteren Kompostierung oder Verwertung in der Biogasanlage.
  • Alle Lebensmittel aus regenerativer Landwirtschaft mit mindestens Bio-Zertifizierung. Bei Lebensmitteln wie Kaffee, Kakao, Wein, Zucker oder Schokolade, die konventionell mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit unter prekären Arbeitsbedingungen und mit Kinderarbeit produziert werden, zusätzlich eine faire Zertifiizierung (z. B. Direct Trade oder Fair Trade).
  • Bei der Verpackung von Lebensmitteln kreislauffähige Verpackungen sowie Anbieter mit Rücknahme- und Pfandsystemen bevorzugen.
  • An den Food-Ständen ausschließlich kreislauffähige Verpackungen/Geschirr ausgeben, Mehrweg oder Einweg.
  • Gutes Kommunikationskonzept, um den hohen Anteil an vegan-vegetarischen Speisen zu vermitteln, ohne erhobenen Zeigefinger. 
  • Kostenloses Trinkwasser für alle.

3. Was lief gut, was geht besser?

Beim Labor Tempelhof wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um das Thema Ernährung und Getränke in Richtung Nachhaltigkeit und Kreislaufführung zu optimieren.

Gastroangebot Publikum

Was lief gut?

  • Die Organisation von Food-Ständen, die auf vegan-vegetarische Speisen spezialisiert sind und 60.000 Besuchende in einem knappen Zeitfenster verpflegen können, war im post-pandemisch geprägten Planungszeitraum eine große Herausforderung. Dennoch haben wir einen Anteil von 60 % vegan-vegetarischen Speisen erreicht.
  • Durch intensive Vorgespräche mit dem Gastronomie-Anbieter zur Anpassung des Produktportfolios und einem Fokus hin zu pflanzlicher Ernährung haben wir Awareness bei einem der führenden Gastro-Anbieter für diese Themen geweckt.
  • Informationsaushänge an den Gastro-Ständen zur CO₂-Bilanz der Gerichte.
  • Kostenloses Trinkwasser im Publikumsbereich.
  • Bedruckte Mehrweg-Trinkbecher mit Pfand.
  • Bildungsprojekt im Cradle-Village: Brot-Bier-Truck – Bier gebraut mit Lebensmittelresten.
  • Bildungsprojekt im Cradle-Village: Einsatz einer 24-Stunden-Kompostierungsanlage, die vegane Lebensmittelreste zu Humus verarbeitet.
  • Pilotprojekt im Bereich Gastronomie angestoßen: Pommesgabel aus kompostierbarer Alternative zu Kunststoff aus landwirtschaftlichen Abfällen. 

Was geht besser?

  • Ziel von 100 % vegetarisch-veganen Speisen erreichen. 
  • An allen Food-Ständen Mehrweggeschirr anbieten und eine entsprechende Spüllogistik umsetzen.
  • Als Alternative zu Mehrweggeschirr an allen Food-Ständen wurde die Maßgabe ausgegeben, biologisch abbaubares Geschirr zu verwenden. Diese Maßgabe wurde jedoch nicht überall umgesetzt. 
  • Controlling aller Maßnahmen, die als Vorgaben formuliert waren, wie zum Beispiel Verwendung von kreislauffähigen Verpackungen, bestimmte Siegel etc. 
  • Speisen und Getränke ausschließlich von Firmen beziehen, die transparente und kontrollierbare Lieferketten haben und bei denen Bio-Rohstoffe verarbeitet werden. Abwägen mit kurzen Anfahrtswege.
  • Die Produktion und Skalierung einer Pommesgabel aus einer kompostierbaren Alternative zu Kunststoff aus landwirtschaftlichen Abfällen wurde nicht rechtzeitig fertig, es waren nur Prototypen verfügbar. Idealfall: Projekt wird langfristig fortgesetzt und Produkt geht in die Massenproduktion. Das ist hier Stand Juli 2023 nicht der Fall.

Catering Produktion, Bands & Crews

Was lief gut?

  • 100 % vegetarisch-veganes Speisenangebot im Backstage- und Produktionsbereich
  • Einsatz von Mehrweg-Kaffeebechern.
  • Mehrweggeschirr und -besteck.
  • Nachfüllbare Mehrwegflaschen wurden vor der Tour an Die Ärzte / Die Toten Hosen & Crew verteilt.
  • Bei Die Ärzte: Via Rider wurde versucht, auf Produkte von Unternehmen zu verzichten, die intransparent sind, keine Bio-Rohstoffe verwenden und bezüglich ihrer Lieferketten, ihres Geschäftsmodells, ihres Umgangs mit sozialen Aspekten öffentlich in der Kritik stehen. Nachweislich gelungen bei Produkten von Nestlé.24
  • Eine Trinkwasserausgabestelle im Artist-Bereich.

Was geht besser?

  • Bereitstellung einer Leitungswasserbar mit Mehrwegbechern im gesamten Produktionsbereich. Wurde aufgrund von Hygienebedenken und infrastrukturellen Herausforderungen bei den vorliegenden Konzerten nicht eingesetzt. 
  • Verlässliche Infrastruktur zur Bereitstellung und Sammlung von Mehrwegbechern für Kaffee und Wasser.
  • Vorgabe, dass beim Catering genutzte Servietten biologisch abbaubar sein müssen, um sie gemeinsam mit Lebensmittelresten entsorgen zu können. 

Lebensmittelreste & Entsorgung

Was lief gut?

  • Vermeidung von Lebensmittelverschwendung durch Spende übriggebliebener Speisen an verschiedene Initiativen (Klimaneustart, Botschafter*innen C2C NGO). 
  • Verwertung von veganen Speiseresten im Bildungsprojekt 24-Stunden-Kompostierungsanlage.

Was geht besser?

  • Bezug von ausschließlich regionalen Lebensmitteln aus regenerativer Landwirtschaft mit Anlieferung in wiederverwendbaren Kisten/Großgebinden, Rückgabe- und Pfandsystemen für die Verpackung, kreislauffähige Verpackungen.
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ca. 10 Personen stehen an Stand mit Titel Bier
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4. Erkenntnisse & Empfehlungen

Gastronomieangebot:

  • Die Auswahl des Speisenangebots hat einen immensen Einfluss auf den Wasserverbrauch einer Veranstaltung. Durch den Anteil von 60 %25 vegan-vegetarischen Speisen im Publikumsbereich und dem rein vegan-vegetarischen Catering Backstage wurde bei den Labor Tempelhof-Konzerten rund ein Drittel weniger Wasser verbraucht als bei konventionellen Konzerten dieser Größenordnung26. Die Einsparung lag bei rund 91 Mio. Liter Wasser.
  • Bei den Labor Tempelhof-Konzerten wurden im Bereich Gastronomie und Catering rund ein Viertel weniger CO₂ emittiert als bei konventionellen Konzerten dieser Größenordnung. Die Einsparung lag bei rund 76 Tonnen CO₂-Äquivalent.
  • Beschaffung von ausschließlich vegetarisch-veganen Speisen ist noch immer eine Herausforderung.
    • Sehr frühzeitig mit Gastro-Anbieter ins Gespräch gehen, um benötigte Mengen abzusichern.
    • Langfristig: Kommunikation mit Gastro-Anbieter mit dem Ziel, dass dieser für künftige gemeinsame Veranstaltungen das eigene Portfolio an Food-Trucks mit vegetarisch-veganem Angebot stetig erweitert.
  • Vor Ort wurde weniger vegan-vegetarisches Essen angeboten als vorab zugesagt.
    • Vor Ort Prüfung der geforderten/zugesagten Mengen und des tatsächlichen Angebots.
    • Veranstaltende sollten sich vorab über diese Situation Gedanken machen und Handlungsoptionen abwägen. Denkbar wäre, diese Situation bei der vertraglichen Ausgestaltung mit dem Gastro-Anbieter bereits zu bedenken.
  • Vegan-vegetarisches Essen kam beim Publikum gut an. Allerdings haben wir beobachtet/in Gesprächen festgestellt, dass das vor allem Besuchende waren, die grundsätzlich einer fleischlosen Ernährung gegenüber aufgeschlossen sind. Für Publikum, das sich grundsätzlich gerne fleischlastig ernährt, können folgende Anreize geschaffen werden.
    • Vegan-vegetarische Stände präsenter und an hoch frequentierten Orten/Laufwegen platzieren.
    • Preisstruktur anpassen: Reale Preise von fleischhaltigen Speisen auszeichnen.
    • CO₂-Bilanz der einzelnen Gerichte noch sichtbarer kommunizieren, Gerichte gesondert hervorheben, die eine besonders geringe CO₂-Bilanz haben oder ressourcenpositiv sind.
  • Um den Impact der getroffenen Maßnahmen zu messen und das Angebot für künftige Veranstaltungen weiter verbessern zu können, muss möglichst genau bekannt sein, welche Speisen an welchem Standort besonders häufig oder besonders wenig gekauft wurden.
    • Frühzeitig mit dem Gastro-Anbieter darüber sprechen, dass ein solches Monitoring erwünscht ist – ggf. vertraglich absichern lassen.
    • Messung und Kommunikation können gerade bei Großveranstaltungen aufgrund der hohen Zahl an Sub-Dienstleistern des Gastro-Anbieters herausfordernd sein.
  • Im Projekt Labor Tempelhof war das Idealbild – der Aufbau einer funktionierenden Infrastruktur für Mehrweggeschirr und -besteck für ein Konzertpublikum von 60.000 Menschen – nicht umsetzbar.
    • Für kleinere Veranstaltungen, mehrtägige Events und feste Venues ist der Einsatz von Mehrweggeschirr einfacher umsetzbar und sollte die bevorzugte Lösung sein.
    • Ist der Einsatz von Mehrweggeschirr nicht möglich, sollte der Einsatz von ausschließlich biologisch abbaubarem/essbarem Geschirr frühzeitig mit dem Gastro-Anbieter geplant, eingefordert und letztlich auch kontrolliert werden. Hier muss die Entsorgung des Geschirrs mitgedacht werden.
  • Die Gastronomie und das Thema Entsorgung müssen zusammengedacht und frühzeitig aufeinander abgestimmt werden.
    • Separate Sammlung von Lebensmittelresten durch die Food-Stände sicherstellen und anschließende Verwertung in Kompostierung oder Biogasanlage gewährleisten.
  • Kommunikation des Speisekonzepts an das Publikum: Potenziale nutzen, Stolperfallen vermeiden.
    • Gerichte nicht explizit als “vegan” oder “gesund” auszeichnen. Der Alltag zeigt: Dies kann zu einer geringeren Bereitschaft des Publikums führen, diese Speisen zu kaufen.
    • Besser: die Art des Gerichts beschreiben und geschmackliche Eigenschaften hervorheben, bspw. “Spagetthi mit saftiger Linsen-Tomaten-Bolognese”.
    • Fokus auf positive Eigenschaften setzen, z. B. durch Kennzeichnung des Gerichts oder Stands mit der besten CO₂-Bilanz und/oder einer ressourcenpositiven Bilanz.27
  • Marktmacht nutzen.
    • Große Veranstaltende, große Venues und sehr bekannte Bands/Künstler*innen können gegenüber Brauereien, Getränkefirmen, Catering-Unternehmen und Gastro-Dienstleistern sehr konkrete Anforderungen stellen: an die Qualität der Produkte, die Art und Weise ihrer Herstellung, aber auch die Form der Verpackung und der Anlieferung. Diese Marktmacht kann genutzt werden, um nicht nur punktuell für eine Veranstaltung, sondern ganz grundsätzlich und systematisch eine Veränderung hin zu klima- und ressourcenpositiven Events voranzutreiben.

 

Catering Produktion, Bands & Crews

  • Getränkeversorgung im Produktionsbereich/Backstage kann prinzipiell komplett auf Mehrweg umgestellt werden.
    • Trinkwasserstellen und ggf. Premix-Stationen anbieten.
    • Mitarbeitende bitten, eigene nachfüllbare Mehrwegflaschen/-becher mitzubringen.
    • Gewisse Anzahl an Mehrwegflaschen/-becher bereitstellen (ggf. gegen kleines Pfand).
  • Im Gespräch mit den Catering-Anbietern neben der eigentlichen Speisenauswahl (vegan-vegetarisch, bio und fairtrade) auch andere klima- und ressourcenrelevante Themen frühzeitig klären.
    • Einwegservietten aus biologisch abbaubarem Material.
    • Mehrweggeschirr und -besteck.
    • Fokus auf wiederverwendbare, kreislauffähige Verpackungslösungen ggf. mit Pfand-/Rückgabesystem.
    • Rein vegan-vegetarisches Catering ist einfach umzusetzen.
      • Auswahl eines Catering-Anbieters, der Erfahrung mit alternativen Speisenangeboten hat bzw. die Vorgaben/Vorstellungen von Veranstaltenden bereits erfüllt.
      • Wenn eine Location an einen bestimmten Anbieter gebunden ist, frühzeitig das Gespräch über gefordertes Speisenangebot (vegan-vegetarisch, bio, fairtrade) suchen und Kompromisse finden. Dabei das wirtschaftliche und strategische Potenzial eines vegan-vegetarischen Caterings aufzeigen.
    • Je öfter an Produktionsmitarbeitende/Crews kommuniziert wird, sich für nicht benötigte Mahlzeiten rechtzeitig abzumelden, desto stärker werden Lebensmittelabfälle reduziert.
      • Zusätzliche Awareness für den Zusammenhang zwischen Speiseabfällen und Zu- und Absagen schaffen.
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Person an silberner Anlage, drückt Knöpfe
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6. Weitere Inspiration aus der Branche

Auch andere Veranstaltungen und Festivals setzen sich mit dem Thema Ernährung und Getränke auseinander:

Das schwedische Way Out West Festival (Kapazität: 35.000) bietet seit 2012 ausschließlich vegetarische und vegane Gerichte an. Way Out West erfasst konsequent die CO₂-Fußabdrücke sämtlicher Gerichte und Getränke und versieht diese mit einem eigenen CO₂-Label. Heute liegt der Anteil veganer Gerichte bei 70 % – ohne Revolten oder Widerstände, sondern im Gegenteil mit sehr großem, positiven Medienecho und positiven Assoziierungen für den Markenkern des Events, inklusive gesteigerter Verkäufe von Gerichten und Getränken.28

Die gesamte Festivalgastronomie des Tollwood Festival (Kapazität: 1.5 Millionen) ist seit 2003 nach der EG-Öko-Verordnung bio-zertifiziert. Produkte wie Tee, Kaffee, Reis, Wein, Bananen, Kakao, Zucker oder Schokoladenprodukte, die im Globalen Süden hergestellt werden, sind zusätzlich zum Bio-Siegel Fairtrade zertifiziert. Gleichzeitig achtet das Festival darauf, dass die angebotenen Bio-Gerichte nicht teurer sind als konventionelle Gerichte bei anderen Großveranstaltungen.29

Das Northside Festival aus Dänemark (Kapazität 35.000) bietet ausschließlich vegetarische Gerichte an und arbeitet mit der Forschungs- und Wissensplattform für den Übergang zu pflanzlichen Lebensmitteln, Plantebaseret Videnscenter (Plant-based Knowledge Center), zusammen. 2022 galt für das Speisenangebot eine Grenze von maximal 20 % tierischen Komponenten wie Käse, Mayo, Eier, um die planetaren Grenzen einzuhalten. Für einige der Catering-Firmen des Northside war die Umstellung auf ein veganes oder vegetarisches Angebot ein richtiger Katalysator und hat enormes Wachstum mit sich gebracht. Je höher der Bio-Anteil an Gerichten eines Standes ist, desto niedriger ist die Standgebühr, weswegen Bio sehr gut umgesetzt wird. Das Northside Festival hat an die Bierbrauerei Tuborg die Forderung nach Bio-Bier gestellt, welches extra hierfür in die Produktion gegangen ist und was 50 % weniger Emissionen mit sich bringt.30

Die Breminale ist ein fünftägiges Umsonst-und-Draußen-Kulturfestival mit bis zu 220.000 Besuchenden. Um die Verschmutzung der angrenzenden Weser so gering wie möglich zu halten, wird seit 2022 ein ausführliches Mehrwegkonzept umgesetzt. Alle Getränke und Speisen werden in wiederverwendbaren Behältnisse ausgegeben. Dadurch werden rund 2,6 Tonnen Abfall vermieden.31

H.I.T.-Dünger

Humusdünger aus Inhalten von Trockentoiletten.

NPK-Dünger

Flüssigdünger, der die Nährstoffe Stickstoff (N), Phosphat (P) und Kalium (K) enthält.

900 Tonnen CO₂-Emissionen

Das entspricht entweder 900 Flügen von Frankfurt nach New York oder 297.000 Kilometer Fahrt mit einem Benzin-Auto.

CO2-Streamer

Vorrichtung, bei der CO₂ in die Luft geschleudert wird, wodurch weißer Nebel entsteht.

C2C-Qualität

Das bedeutet, dass wir bei der Beschaffung Produkte priorisiert haben, die C2C entsprechen und damit materialgesund und kreislauffähig sind. Ein Beispiel dafür waren PVC-freie Banner.

Textilien in Cradle to Cradle-Qualität

Das bedeutet, dass die Textilien kreislauffähig und materialgesund sind. Das Textil ist recycelbar und die beim Waschvorgang ausgewaschene Fasern unschädlich für die Umwelt. Neben dem Gewebe sind auch auch Farbstoffe, Druckfarbe und bei der Produktion verwendete Prozesschemikalien auf Materialgesundheit optimiert. Bei der Herstellung werden soziale Standards eingehalten und erneuerbare Energie verwendet.

Textilmaterialien

Ein Großteil aller heute hergestellten und verkauften Kleidungsstücke besteht aus synthetischen Fasern. Alleine Polyester hat einen Marktanteil von rund 50 %. Und auch Textilien aus Naturfasern, also Fasern aus nachwachsenden Rohstoffen, sind in der Regel mit umweltschädlichen Farben gefärbt oder bedruckt. Bei der Herstellung kommen zudem chemische Stoffe, zum Beispiel zur Fixierung der Farben, zum EInsatz, die nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit der Menschen gefährden, die in der Herstellung arbeiten. Ob ein Kleidungsstück also wirklich nachhaltig ist, hängt nicht alleine vom Gewebe ab, sondern auch von allen anderen verwendeten Materialien. Denn bei jedem Waschgang verliert das Kleidungsstück automatisch tausende Mikrofasern, die dann in den Gewässern landen. Und genau dafür müssen diese Fasern dann auch geeignet sein. Das bedeutet: Egal, ob das Gewebe synthetisch hergestellt oder aus Naturfasern ist – es dürfen bei der Textilproduktion ausschließlich Materialien eingesetzt werden, die dafür geeignet sind, dass wir Menschen bei der Herstellung und beim Tragen mit ihnen in Berührung kommen und die biologisch abbaubar sind, wenn sie als ausgewaschene Faser in der Umwelt landen. Nach diesem Prinzip sind C2C-Textilien designt.

Phosphorgewinnung

Ab 2029 sind Kläranlagen – je nach Größe der versorgten Gemeinde – dazu verpflichtet, Phosphor aus Abwasser, Klärschlamm oder Klärschlammasche zurückzugewinen.

C2C Zertifizierung

Die Zertifizierung nach den Kriterien von Cradle to Cradle wird vom Products Innovation Institute (PII) mit Sitz in San Francisco und Amsterdam durchgeführt. Die Organisation zertifiziert Produkte anhand von fünf Kriterien, in denen jeweils vier unterschiedliche Levels erreicht werden können. Das PII und Cradle to Cradle NGO sind voneinader unabhängige Organisationen.

Osmosefilter

In der Anlage wird Grauwasser zunächst auf biologischer Basis gereinigt, dann durch eine Bio-Membranfilter gepresst, die das Wasser beinahe vollständig von Feststoffen, Viren und Bakterien befreit. Der letzte Schritt ist eine Ultrafiltration, die eine nahezu 100%ige Keimfreiheit sichert.

>> weitere Infos zum Osmosefilter

Schwarz- und Grauwasser

Schwarz- und Grauwasser sind unterschiedliche Kategorien von Schmutzwasser. Unter Schwarzwasser versteht man fäkalienbelastetes Wasser. Grauwasser ist gering verschmutztes, fäkalienfreies Wasser, wie Regenwasser oder das Abwasser aus Handwaschbecken.

Euro-Norm

Die Euro-Norm legt als europäische Abgasnorm Grenzwerte für die Emission von Luftschadstoffen fest. Sie werden in Europa von der EU definiert. Die Einhaltung wird bei der Typgenehmigung neuer Fahrzeuge im Labor und bei Lkw und Bussen auch im Realbetrieb gemessen und kontrolliert. Bei Pkw ist seit Januar 2021 Euro 6d die strengste Norm, bei Lkw (über 3,5 Tonnen Euro VI. Während die Abgasnorm Grenzwerte für Kohlenstoffmonoxid, Stickstoffoxide sowie Partikelmasse und -zahl festlegt, sagt sie nichts über die CO2-Emissionen eines Fahrzeugs aus. Diese werden für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge in einer gesonderten EU-Verordnung definiert.

Leichte Sprache

Leichte Sprache ist eine einfachere und weniger komplexe Form der Alltagssprache. Die richtet sich an Menschen, denen es schwer fällt, einen Text in Alltagssprache zu lesen oder zu verstehen. In Texten in leichter Sprache kommen beispielsweise keine Fremdwörter oder Abkürzungen vor. Das Regelwerk wird vom Netzwerk Leichte Sprache herausgegeben.

Weichmacher

Sogenannte Weichmacher werden unter anderem Kunststoffen, Lacken, Klebestoffen oder bei der Textilveredelung zugesetzt, um spröde Materialien weich und geschmeidig zu machen. Viele als Weichmacher eingesetzten Stoffe gelten mit Blick auf ihre Wirkung für die Umwelt und die Gesundheit als bedenklich. In Verpackungen können neben Weichmachern auch andere Schadstoffe enthalten sein, die bis zu bestimmten Grenzwerten eingesetzt werden dürfen und die Kreislauffähigkeit des Materials verindern.

PVC

PVC (Polyvinylchlorid) ist ein Kunststoffpolymer und wird als Hart-PVC (Abflussrohre, Fensterprofile, etc.) sowie als Weich-PVC hergestellt. Weich-PVC wird für Bodenbeläge, Folien, Kinderspielzeug, Schläuche, Kabelummantelungen, Dichtungen uvm. eingesetzt und besteht zu bis zu 40 % aus teilweise schädlichen Weichmachern, die bei Produktion und Nutzung der Produkte an Mensch und Umwelt abgegeben werden. PVC ist aufgrund der vielen Zusatzstoffe kaum recycelbar und wird in der Regel verbrannt (thermische Verwertung), wobei giftige Dioxine entstehen.

Canceln

Als Canceln (Cancel Culture) bezeichnet man das Ausschließen von Personen oder Organisationen, denen unter anderem beleidigende, diskriminierende oder rassistische Aussagen oder Taten vorgeworfen werden. Der Begriff wird auch von Personen verwendet, denen dieses Verhalten vorgeworfen wird. Der Begriff und die dahinter stehenden Handlungen werden öffentlich stark diskutiert, siehe hier und hier.

Sir David Attenborough

Sir David Attenborough ist ein britischer Naturforscher, Schriftsteller und Tierfilmer, der vor allem für seine vielfach preisgekrönten Naturdokumentationen bekannt ist.

Social ticketing

Mit social ticketing ist gemeint, dass unterschiedliche Preiskategorien für eine Veranstaltung angeboten werden, angepasst an die jeweiligen finanziellen Verhältnisse.

FLINTA*

FLINTA* steht für: Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen. Der * bezieht als Platzhalter alle nicht-binären Geschlechtsidentitäten ein.

Wo gehts nach Panama?

Das Konzept mit der Code-Frage „Wo geht’s nach Panama“ wurde 2017 vom Konzertveranstalter FKP Scorpio eingeführt. Ziel ist es, Besucher*innen durch Nennung dieses Code-Satzes in jeder Notsituation einfach und unkompliziert Hilfe anbieten zu können.

Initiative Barrierefrei Feiern
(IBF)

Bundesweites Kollektiv aus Menschen mit Behinderung und ihren Verbündeten, das sich für barrierefreie Kulturangebote einsetzt

Awareness

Mit Awareness ist gemeint, sich Problemen und Konflikten bewusst zu sein. Mit Awareness-Konzepten werden Räume geschaffen, in denen sich alle Menschen wohlfühlen können, weil in diesen Räumen keinerlei Übergriffe oder diskriminierendes Verhalten geduldet werden. Die Definition dessen, was für eine Person oder eine Gruppe übergriffig oder diskriminierend ist, wird dabei nicht in Frage gestellt.

Inklusion

Unter Inklusion versteht man die Akzenptanz, Einbindung und gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen an einer Gesellschaft.

Abfalltrennung

Richtige Abfalltrennung ist gar nicht so einfach. Ein Beispiel: Ein Pizzakarton besteht zwar aus Karton, und damit Papier. Aber verschmutzt durch Fette und Reste der Pizza gehört er dennoch nicht ins Altpapier, sondern in den Restmüll.

Beim Labor Tempelhof haben wir bei den Nährstoffinseln jeweils zwei Restmülltonnen, eine Bio-Tonne für Speisereste/Lebensmittelabfälle und eine Bio-Tonne für das biologisch abbaubare Geschirr aufgestellt. Zudem wurde ein Müllsack für die Sammlung der PET-Flaschen aufgehängt, die das Publikum mit aufs Gelände bringen durfen.
Der Hintergrund dieser Zusammensetzung, die sich durchaus vom aus dem Alltag bekannten System unterscheidet: Das Einweggeschirr sollte in einem separaten Feldversuch kompostiert werden, denn die industriellen Kompostieranlagen sind in Temperatur und Kompostierzyklen so eingestellt, dass nur Speise- und Lebensmittelreste rückstandslos kompostiert werden. Viele biologisch abbaubare Geschirr-Elemente dagegen nicht. Das heißt nicht, dass dieses Geschirr nicht kompostierbar ist – diesen Nachweis erbrachte das Forschungsprojekt ZirkulierBar bereits, indem zerkleinertes biologisch abbaubares Einweggeschirr dem Prozess der Humus-Kompostierung hinzugefügt wurde. Aber die Kompostierung erfolgt eben bei einer anderen Temperatur und Kompostierdauer als zum Beispiel Gemüseschalen, auf die die Zyklen industrieller Kompostieranlagen ausgelegt sind.

Planetare Grenzen

Planetare Grenzen bestimmen den sicheren Handlungsrahmen für die Menschheit. Werden diese ökologischen Grenzen überschritten, brechen unsere natürlichen Ökosysteme zusammen und die Existenz der Menschheit ist gefährdet. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hat neun solcher Grenzen definiert, seit 2022 gelten sechs davon als überschritten.

Ressourcenpositiv

Damit ist gemeint, dass durch den Anbau eines Lebensmittels nicht nur kein Schaden entstand, sondern dadurch sogar etwas „Gutes“ erreicht wurde. Eine Pflanze aus regenerativer Landwirtschaft wurde so angebaut, dass durch den Anbau der Nährstoffgehalt im Boden, die Biodiversität im Anbaugebiet oder die Qualität des Wasser in der Region steigt. Der Anbau der Pflanze hat also einen positiven Einfluss auf alle Ressourcen, die beim Anbau benötigt werden.

Reale Preise

Reale Preise entstehen dann, wenn die bei der Produktion oder beim Konsum eines Produkts entstehenden sogenannten externen Effekte in den Preis eingerechnet werden. In der Regel handelt es sich dabei um negative externe Effekte. Das sind beispielsweise Umweltschäden oder gesundheitliche Schäden, die durch die Produktion oder den Konsum eines bestimmten Produkts entstehen, für die der Versursacher jedoch nicht haftet, sondern in der Regel die Allgemeinheit. In diesem konkreten Beispiel ist gemeint: Den Ressourcenverbrauch und die CO₂-Bilanz, die bei der Produktion einer bestimmten Menge Fleisch anfallen messen, quantifizieren und auf den Preis anrechnen. Viele gesundheits- und umweltschädliche  Produkte würden durch die Berechnung realer Preise deutlich teurer als bisher und in der Regel auch teurer als nachhaltige oder C2C-Produkte.

Cradle Village

Das Cradle-Village war ein mit Pavillions ausgestattetter Bereich zwischen Eingang und Bühne und Teil des Bildungskonzepts rund um Kreislauffähigkeit und C2C. Dort waren verschiedene NGOs vertreten sowie einige C2C-Cases als Bildungsprojekte ausgestellt.

Regenerative Landwirtschaft

Die regenerative Landwirtschaft ist ein agrarwirtschaftlicher Ansatz, der sich auf die Gesundheit von Böden und Pflanzen konzentriert. Ziel ist es, durch den landwirtschaftlichen Anbau gesunden, fruchtbaren Boden aufzubauen, dadurch die Erträge zu steigern und gleichzeitig positive Auswirkungen auf Kohlenstoff- und Wasserkreisläufe sowie die Biodiversität zu schaffen. Der Ansatz steht der konventionellen Landwirtschaft gegenüber, in der unter anderem durch den Einsatz von Pestiziden, schweren Landmaschinen und Monokulturen die Biodiversität verringert und Böden nachhaltig geschädigt werden. Eine regenerative Landwirtschaft kann eine Biolandwirtschaft vervollständigen, in der zwar auf den Einsatz von Schadstoffen verzichtet wird, die aber oft mit geringeren Erträgen als in der konvnetionellen Landwirtschaft einhergeht.

Biokraftstoffe

Biokraftstoffe sind Kraftstoffe, die aus Biomasse gewonnen werden. Wie umweltfreundlich diese sind hängt auch damit zusammen, ob ihre Rohstoffe in Konkurrenz zur Nahrungsmittelindustrie stehen (zum Beispiel Mais) oder ob die Kraftstoffe aus Reststoffen gewonnen werden.

Laststrom-Management

Laststrom-Management wird in intelligenten Stromnetzen betrieben, indem die Auslastung der vorhandenen Infrastruktur verbessert und Energie damit effizienter genutzt wird.

Peak Shaving

MIt Peak Shaving (übersetzt: Lastspitzenkappung) kann die aus Energienetzen gewonnene Leistung verstetigt werden. Zeiträume, in denen besonders viel Leistung zur Verfügung steht (Leistungsspitzen – Peaks) werden gekappt.

Grüner Wasserstoff

Bei grünem Wasserstoff als Kraftstoff wird für die Elektrolyse zur Gewinnung von Wasserstoff erneuerbare statt konventioneller Energie eingesetzt. Er lässt sich vor allem in Regionen sinnvoll erzeugen, in denen genügend erneuerbare Energieträger in Form von Sonne oder Wind zur Verfügung stehen, um die Wasser-Elektrolyse zu betreiben

Batterieverordnung

Mit dieser Verordnung soll unter anderem ein Batteriepass verpflichtend werden, um Anreize für kreislauffähiges Batteriedesign und das Recycling von Batteriebestandteilen zu setzen.

Echter Ökostrom

Mit echtem Ökostrom ist gemeint, dass der Anbieter einen Teil der Einnahmen aus dem Verkauf von Ökostrom in den Neubau von Anlagen zur Stromerzeugung aus regenerativen Quellen investiert. Dadurch trägt der Anbieter dazu bei, dass sich der Strommix langfristig verbessert und der Anteil erneuerbarer Energie stetig wächst. Solche Anbieter sind durch Labels wie „ok-power“ oder „Grüner Strom“ erkennbar.

Cradle to Cradle

Cradle to Cradle (C2C) ist ein Ansatz für eine Kreislaufwirtschaft, die etwas weiter geht. Anstatt weniger Müll zu erzeugen, weniger Ressourcen zu verbrauchen, weniger Umweltschäden zu verursachen oder nur Klimaneutralität anzustreben, sollen Produkte und Prozesse so gestaltet werden, dass dadurch ein  Mehrwert entsteht. Also ein positiver Einfluss auf das Klima durch einen neuen Umgang mit Ressourcen. Denn wenn wir nur weniger Schäden durch unser Handeln anrichten, zögern wir die Probleme, die wir dadurch verursachen nur zeitlich hinaus, lösen sie aber nicht.

Wir können Klima- und Ressourcenprobleme nur durch positive Ziele dauerhaft lösen. Indem wir unser Handeln konsequent in biologische Kreisläufe integrieren und technische Kreisläufe schaffen, erreichen wir einen wirklichen Mehrwert: ökologisch, ökonomisch und sozial. C2C-Produkte bestehen aus Materialien, die gesund für Mensch und Umwelt sind und in biologischen und technischen Kreisläufen zirkulieren können. Wird ein Material in einem Produkt automatisch verbraucht (zum Beispiel der Abrieb eines Reifens beim Fahren oder Fasern eines T-Shirt, die in der Waschmaschine ausgewaschen werden), dann muss dieses Material auch dafür geeignet sein, in der Umwelt zu landen. Es muss also komplett biologisch abbaubar sein.

Produkte, bei denen das nicht der Fall ist müssen so designt sein, dass all ihre Bestandteile sortenrein getrennt und damit immer wieder verwendet werden können. Entweder direkt, nach einer Aufarbeitung oder durch Recycling, bei dem die Qualität des Materials erhalten wird. Bei der Produktion solcher C2C-Produkte nutzen wir ausschließlich regenerative Energie, erhalten oder verbessern die Qualität von Wasser und Boden und haben faire und menschenwürdige Arbeitsbedingungen.
Geschäftsmodelle wie Produkt-Service-Modelle, Nutznießung oder Leasing tragen dazu bei, Materialien und Produkte im Kreislauf zu halten.

>> Mehr Infos

Kreislaufwirtschaft

Der Begriff „Kreislaufwirtschaft“ umfasst, abgeleitet vom Aktionsplan Circular Economy der EU Kommission, „alle Phasen der Wertschöpfung – von der Produktgestaltung und Produktion bis hin zu Verbrauch, Reparatur, Abfallbewirtschaftung und sekundären Rohstoffen, die in die Wirtschaft zurückgeführt werden.“
Die Transformation unserer heutigen linearen Wirtschaft, (Ressourcen werden der Erde entnommen, genutzt und werden dann überwiegend zu wertlosem Müll) hin zu einer Kreislaufwirtschaft ist ein übergeordnetes politisches Ziel in der EU und in sämtlichen Mitgliedsstaaten – auch in Deutschland. Die Bundesregierung erarbeitet derzeit (Stand Juni 2023) die sogenannte Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie, durch die der Bedarf an neu entnommenen Rohstoffen gesenkt werden soll. Eine zirkuläre Wirtschaft und die Ressourcenschonung sollen so einen Beitrag zu Klimaneutralität und Dekarbonisierung leisten.

Beim Labor Tempelhof wurde versucht, möglichst viele Aspekte der Konzerte so zu gestalten, dass Ressourcen im Kreislauf geführt werden oder Anreize dafür gesetzt werden. Im Idealfall bedeutete dies der Einsatz eines C2C-Produkts oder C2C-Prozesses mit positivem Einfluss auf Mensch und Umwelt. Wo das nicht möglich war, wurde eine Alternative gesucht, die nachhaltig im klassichen Sinne ist, also zumindest weniger Schaden anrichtet als eine konventionelle Lösung.

CO2 Kompensation

Organisationen, die Kompensationen für CO2-Emissionen anbieten, können nach dem Standard der UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change) zertifiziert werden. Gold Standard ist ein von einem Zusammenschluss von Nichregierungsorganisationen wie dem WWF erarbeiteter Standard, der als anspruchsvollster Standard für freiwilligen Emissionshandel gilt.

Diese Kontakte sind lediglich eine Auswahl, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Die Auswahl leitet sich davon ab, mit welchen Unternehmen im Rahmen des Projekts Labor Tempelhof zusammengearbeitet wurde oder Kontakt bestand.

Hydrierte Pflanzenöle (HVO)

Hydrierte Pflanzenöle (HVO) sind chemisch in Kohlenwasserstoffe umgewandelte Öle, die so als Kraftstoff eingesetzt werden können. Sie werden als Beimischung oder Ersatz für Diesel-Kraftstoff verwendet und stoßen bis zu 90% weniger CO2 aus als Diesel. Als Rohstoff für HVO können Ölpflanzen, Reststoffe der Agrarindustrie aber auch Altspeiseöle verwendet werden. Werden Reststoffe oder Abfallstoffe eingesetzt, steht die Produktion nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion und verursacht in der Produktion geringere CO2-Emissionen. Wird HVO aus Palmöl hergestellt, verschlechtert sich die Treibhausgasbilanz erheblich, weil für den Anbau von Ölpalmen Regenwälder gerodet werden. Bei der Beschaffung sollte also ein Anbieter gewählt werden, der den Ausschluss von primärem Palmöl als Rohstoff garantiert.

atmosfair

Die Kompensation von CO2-Emissionen ist keine ausreichende Strategie, um die Ziele des Pariser Klimabkommens zu erreichen und erst recht nicht, um klimapositives Handeln zu erzielen. Der Anbieter atmosfair weißt auf seiner Webseite genau darauf hin und regt so zu aktivem Handeln an. Die von atmosfair unterstützten Klimaschutzprojekte sind größtenteils doppelt zertifiziert: Unter dem Standard der UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change) und unter Gold Standard (von einem Zusammenschluss von NGOS wie dem WWF erarbeiteter Standard, der als anspruchsvollster Standard für freiwilligen Emissionshandel gilt). Bei der Mittelverwendung ist atmosfair transparent und unterstützt nach eigenen Angaben nur Projekte, die neben dem CO2-Aspekt auch andere wichtige Aspekte des Umweltschutzes berücksichtigen.

Labor Tempelhof

Die Labor Tempelhof-Konzerte fanden unter bestimmten Rahmenbedingungen statt: Der Flughafen Tempelhof als Open Air-Location mitten in Berlin, 60.000 Besuchende pro Konzert und volle Unterstützung der beteiligten Bands. Lösungen, die in diesem Szenario umsetzbar und sinnvoll waren, sind unter anderen Rahmenbedingungen vielleicht nicht sinnvoll oder möglich. Umgekehrt gilt: Manche gute C2C-Idee war für diese Größenordnung nicht skalierbar, funktioniert aber unter anderen Rahmenbedingungen. Daher sind die in diesem Guidebook beschriebenen Ziele und die davon abgeleiteten Maßnahmen keine universell gültige Checkliste, sondern zeigen Möglichkeiten und die richtigen Fragestellungen für eine möglichst klima- und ressourcenpositive Veranstaltung auf.