Kommunikation & Bildung

Inhalt

Zwei Personen mit Megafonen, Sprechblasen
zwei Personen betrachten Infoschilder zu Labor Tempelhof
Person männlich gelesen vor Kamera mit Mikrofon
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1. Allgemein & Problemstellung

Wusstest du, dass…

Sir David Attenborough der Überzeugung ist: “Die Rettung des Planeten ist heutzutage eine Aufgabe der Kommunikation.”41

Egal, ob es um die Bewerbung der Konzerte an sich geht, die Kommunikation zu nachhaltigen und kreislauffähigen Elementen oder die Übermittlung von Informationen über Sicherheit und Barrierefreiheit – Kommunikation ist im Veranstaltungskontext ein Schlüsselelement. Das gilt für das Publikum und die beteiligten Stakeholder*innen, Bands und Crews.

Gleichzeitig birgt Kommunikation und Bildung zu nachhaltigen Themen auch Fallstricke. Speziell bei der Kommunikation nachhaltiger Konzepte gilt: Wenn Versprechungen gemacht werden, die nicht eingehalten oder die Ergebnisse im Nachgang nicht transparent kommuniziert werden, sind Greenwashing-Vorwürfe, Shitstorms oder das Canceln eines Events oder öffentlicher Personen wahrscheinlich. Falsche Kommunikation kann auch dazu führen, dass Konzepte zu Abfalltrennung, zu nachhaltiger Beschaffung, zu veganem Speisenangebot und Co. nicht akzeptiert oder umgesetzt werden.

Fazit: Kommunikation ist ein riesiger Hebel, um das Publikum und alle an einer Veranstaltung beteiligten Personen mit auf die Reise zu nehmen, zu informieren und zu inspirieren. Gleichzeitig muss Kommunikation transparent, ehrlich und glaubwürdig sein. Digitale Kommunikation wird zunehmend wichtiger zur Bindung der Zielgruppe.

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Person hält Heft/Report 'Staging the Future' in der Hand
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2. Unsere Messlatte für Labor Tempelhof

Beim Labor Tempelhof stand im Fokus, das an Cradle to Cradle orientierte Nachhaltigkeitskonzept einfach zu kommunizieren, die Erfolge und die nicht erreichten Ziele im Nachgang zu analysieren und transparent zu machen und Wege zu finden, das Konzept in die Breite zu bringen. Dazu wurden folgende Maßnahmen geplant: 

  • Unsere Kommunikationsstrategie: Da Labor Tempelhof ein Pilotprojekt war, haben wir uns dazu entschieden, erst zu handeln, dann zu reden und über das Projekt zu kommunizieren. 
  • Grundwissen über Cradle to Cradle und Nachhaltigkeit zunächst im eigenen Team verankern, bevor nach außen kommuniziert wird.
  • Ganzheitliche und glaubwürdige Kommunikation aller Nachhaltigkeitsziele und Maßnahmen, was erreicht und nicht erreicht wurden. Dieses Reporting durch möglichst viele belegbare Zahlen und Fakten aus dem Impact Measurement und der Klimabilanz unterstützen.
  • Chance nutzen, das Publikum für Nachhaltigkeit, Kreislauffähigkeit und einen anderen Umgang mit Ressourcen zu sensibilisieren, zu begeistern und Cradle to Cradle erlebbar und greifbar zu machen. Die Kommunikation soll dazu beitragen, einen Lern- und Verständnisprozess in der Veranstaltungsbranche, in der Politik und in der Gesellschaft anzustoßen.
  • Umfassendes Informationskonzept zu den Zielen und Hintergründen von Labor Tempelhof vor Ort für das Publikum und digital. 
  • In der Berichterstattung der Medien über die Konzerte und das Projekt soll die Besonderheit des Konzepts und eine Kreislaufwirtschaft nach Cradle to Cradle eine Rolle spielen.
  • Kommunikationsmittel sollen Cradle to Cradle entsprechen.

3. Was lief gut, was geht besser?

Das Labor Tempelhof verfügte über eine umfassende Kommunikationsstrategie inklusive der folgenden Aspekte:

Vor den Konzerten

Was lief gut?

  • Vorab-Briefing aller beteiligten Gewerke in Form von Nachhaltigkeitsgrundsätzen im Namen der Bands, die an die jeweiligen Verträge gekoppelt waren.
  • Erstellung eines Reports für politische Entscheidungsträger*innen: Die Erkenntnisse der praktischen Umsetzung von nachhaltigen und kreislauffähigen Innovationen mündeten in einem Appell an die Politik mit konkreten Empfehlungen für eine Kreislaufwirtschaft nach Cradle to Cradle.
  • Infoschreiben für Anwohner*innen des Tempelhofer Felds auf C2C-Papier mit C2C-Druckfarbe mit einer Auflage von insgesamt 35.000 Stück.
  • Infoveranstaltung für Mitarbeitende zum Labor Tempelhof.
  • Führungen über das Gelände für NGOs, Politiker*innen, Veranstaltende sowie Presse, um das gewonnene Wissen und Informationen zu den vor Ort umgesetzten Maßnahmen und Innovationen zu teilen.
  • Kleine Auflage von nach Cradle to Cradle gedruckten Konzertplakaten zur Bewerbung konnte Indoor in Rahmen angebracht werden. 

Was geht besser?

  • Pilotprojekt für Außenwerbung mit 500 nach Cradle to Cradle gedruckten Plakaten und biologisch abbaubarem Kleister scheiterte, weil Plakate und Kleister nicht witterungsbeständig waren.
  • Digitale Aus- und Weiterbildung von lokalen Crews z. B. in Verbindung mit einer Sicherheitsunterweisung.
  • Noch umfassenderes Briefing aller Beteiligten, um ein grundsätzliches Verständnis für die Relevanz von Nachhaltigkeit und Cradle to Cradle im Veranstaltungskontext zu schaffen.

Auf den Konzerten

Was lief gut?

  • Informationen zum Nachhaltigkeitskonzept und den umgesetzten Maßnahmen für das Publikum vor Ort durch Plakate und Banner auf dem Gelände sowie an den Food-Ständen. 
  • Digitale Informationen zum Nachhaltigkeitskonzept und den umgesetzten Maßnahmen auf der Projektwebseite und begleitende Kommunikation auf Social Media seitens der Initiatoren. 
  • Informationsträger wie Banner und Plakate bestanden, wenn möglich, aus C2C-Materialien. Alternativ wurden nachhaltige Materialien wie zum Beispiel PVC-freie Banner verwendet. Es wurde darauf geachtet, möglichst viele dieser Elemente zu mieten oder selbst herzustellen, statt zu kaufen. 
  • Die Beschilderung der Abfallstationen wurde als Holzkonstruktion ohne Klebeverbindung konzipiert, mit Infotafeln, die durch Siebdruck mit giftstofffreier Farbe bedruckt wurden.
  • Spielerische Elemente zur Bildung und Informationsvermittlung wie ein Quiz, P-Bank und ein Phosphor-Meter.  
  • “Cradle Village” als Bildungs- und Ausstellungsort für besondere Cradle to Cradle und nachhaltige Innovationen sowie als Standflächen für NGOs.
  • Botschafter*innen vor Ort zur Aufklärung über das Konzept der Konzerte im “Cradle Village” und an den 25 Abfallstationen.
  • Ansagen der Bands zum Nachhaltigkeitskonzept von der Bühne.
  • Berichte von ARD Tagesthemen und RBB Abendschau am Tag der Konzerte.

Was geht besser?

  • Einordnung des Projekts und umfassendes Briefing der örtlichen Crew zum Labor Tempelhof und dem Nachhaltigkeitskonzept rechtzeitig vor der Veranstaltung. 

Nach den Konzerten

Was lief gut?

  • Interviews und Einordnung des Projekts in der Presse mit Fokus auf dem C2C-orientierten Konzept.
  • Guidebook für die Veranstaltungsbranche als Dokumentation aller Erkenntnisse, gefördert durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien. Runder Tisch als Austauschformat mit der Branche, um deren Bedarf und Anforderungen an das Guidebook möglichst gut abdecken zu können. 
  • Vorstellung des Projekts auf Branchenveranstaltungen in Form von Panels, Keynotes, Präsentationen sowie beim C2C-Summit zum Labor Tempelhof und bei der Green Culture Konferenz in Bremerhaven.
  • Kurzer Info-Film zum Projekt.
  • Feedbacks und Debriefings mit allen Projektbeteiligten für größtmögliche Lerneffekte.
  • Veranstaltungsreihe in 12 Berliner Bezirken, um Informationen und Erkenntnisse in die Gesellschaft zu tragen, ab Herbst 2023. 
  • Ausstellung in Berlin zu den Erkenntnissen des Projekts und deren Übertragbarkeit ab Januar 2024. 
  • Erstellung einer Klimabilanz auf Basis des Impact Measurements. 

Was geht besser?

  • Einsatz einer App für die Kommunikation zum Konzept mit Fans. Diese Idee stand kurzzeitig im Raum, ist dann aber aufgrund des Arbeitsaufwands, der Kosten und einer als gering eingeschätzten Nutzung nicht umgesetzt worden.
  • Vorhandener Telegram-Live-Channel hätte besser genutzt und beworben werden können, um während der Konzerte über das Konzept zu informieren und den Informationsfluss mit Fans nach den Konzerten aufrecht zu erhalten.
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Infoschilder auf Stoff zu Labor Tempelhof und Cradle to Cradle
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4. Erkenntnisse & Empfehlungen

  • Plakatierung nach Cradle to Cradle ist bisher noch eine Herausforderung.
    • C2C-zertifizierte Poster funktionieren Indoor in Rahmen. 
    • Für Außenwerbung braucht es andere Lösungen, da es noch keine witterungsfeste C2C-Beschichtung für Plakate sowie Kleister gibt. 
    • In diesem Bereich könnte die gemeinsame Entwicklung von C2C- oder nachhaltigen Plakatierungslösungen sowie generelle Lösungen für Außenwerbung mit einem Werbemittelhersteller durch einen großen Veranstalter zu einem systematischen Wandel führen. 
  • Die Kommunikationsstrategie hat dazu geführt, dass die örtliche Crew nicht ausreichend über das Konzept informiert werden konnte.
    • Grundsätzlich sollten alle internen Beteiligten so frühzeitig wie möglich informiert und gebrieft werden.
    • Je besser ein Nachhaltigkeitskonzept in den Köpfen aller Beteiligten verankert ist, desto effektiver und einfacher ist die Umsetzung.  
  • Vorhandene Infrastruktur nutzen.
    • Große Screens auf und neben der Bühne nutzen, um darüber Informationen zum Konzept an das Publikum zu kommunizieren.
    • Umbaupausen nutzen, um beispielsweise einen Info-Film zu zeigen, um das Bewusstsein der Fans zu schärfen.
    • Möglichst zeitloses Informationsmaterial erstellen, das immer wieder verwendet werden kann. 
  • Aufrichtige Kommunikation von Nachhaltigkeitsansätzen kann als verbindendes Element zwischen Künstler*innen und Fans genutzt werden.
    • Dafür zielgruppengerechte Kanäle wählen.
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Person männlich gelesen hält Vortrag vor ca. 20 Personen
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6. Weitere Inspiration aus der Branche

Billie Eilish macht es vor: 2022 hat sie sich mit der amerikanischen NGO Reverb zusammengetan, um hinter der Bühne produktionsrelevante Maßnahmen zur Reduktion ihres CO₂-Fußabdruckes umzusetzen und aktiv gegen die Klimakrise zu werden. Auch vor der Bühne sensibilisiert sie mithilfe von Reverb ihre Fans für nachhaltige Themen. Das beinhaltet pro Konzert ein “Eco-Village”, also ein Bereich, in dem sich lokale NGOs vorstellen und dem Publikum Wissen rund um vegane Ernährung, Aktivismus und politische Bildung vermitteln. Die Fans wiederum können sich für “Challenges” rund um eine Ernährungsumstellung oder ehrenamtliche Schichten bei lokalen NGOs verpflichten.42

Das Shambala Festival (Kapazität: 25.000) veröffentlicht 2023 ihre neue 5-Jahres Nachhaltigkeitsstrategie, kann aber jetzt schon auf Erfolge zurückblicken: Durch ausgiebige Kommunikationsmaßnahmen gab es 2021 keine zurückgelassenen Zelte und das Publikum wurde aufgefordert, seinen eigenen Mehrweg-Kaffeebecher mitzubringen.43

Das Tollwood Festival in München (Kapazität: 1.5 Millionen) setzt seit 2007 auf den “Weltsalon”: Ein 1.400 m2 großes interaktives Zelt, in dem Panels, Vorträge, Konzerte und interaktive Installationen rund um Themen wie Klimagerechtigkeit, Innovationen, Krieg und Frieden und mehr stattfinden. Weitere Bildung und Interaktion findet sich auf dem gesamten Veranstaltungsgelände, so wurden beispielsweise in Zusammenarbeit mit einem Forschungsteam der Uni Greifswald die wahren Kosten in der Herstellung von Lebensmitteln vor Ort transparent aufgezeigt.44

H.I.T.-Dünger

Humusdünger aus Inhalten von Trockentoiletten.

NPK-Dünger

Flüssigdünger, der die Nährstoffe Stickstoff (N), Phosphat (P) und Kalium (K) enthält.

900 Tonnen CO₂-Emissionen

Das entspricht entweder 900 Flügen von Frankfurt nach New York oder 297.000 Kilometer Fahrt mit einem Benzin-Auto.

CO2-Streamer

Vorrichtung, bei der CO₂ in die Luft geschleudert wird, wodurch weißer Nebel entsteht.

C2C-Qualität

Das bedeutet, dass wir bei der Beschaffung Produkte priorisiert haben, die C2C entsprechen und damit materialgesund und kreislauffähig sind. Ein Beispiel dafür waren PVC-freie Banner.

Textilien in Cradle to Cradle-Qualität

Das bedeutet, dass die Textilien kreislauffähig und materialgesund sind. Das Textil ist recycelbar und die beim Waschvorgang ausgewaschene Fasern unschädlich für die Umwelt. Neben dem Gewebe sind auch auch Farbstoffe, Druckfarbe und bei der Produktion verwendete Prozesschemikalien auf Materialgesundheit optimiert. Bei der Herstellung werden soziale Standards eingehalten und erneuerbare Energie verwendet.

Textilmaterialien

Ein Großteil aller heute hergestellten und verkauften Kleidungsstücke besteht aus synthetischen Fasern. Alleine Polyester hat einen Marktanteil von rund 50 %. Und auch Textilien aus Naturfasern, also Fasern aus nachwachsenden Rohstoffen, sind in der Regel mit umweltschädlichen Farben gefärbt oder bedruckt. Bei der Herstellung kommen zudem chemische Stoffe, zum Beispiel zur Fixierung der Farben, zum EInsatz, die nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit der Menschen gefährden, die in der Herstellung arbeiten. Ob ein Kleidungsstück also wirklich nachhaltig ist, hängt nicht alleine vom Gewebe ab, sondern auch von allen anderen verwendeten Materialien. Denn bei jedem Waschgang verliert das Kleidungsstück automatisch tausende Mikrofasern, die dann in den Gewässern landen. Und genau dafür müssen diese Fasern dann auch geeignet sein. Das bedeutet: Egal, ob das Gewebe synthetisch hergestellt oder aus Naturfasern ist – es dürfen bei der Textilproduktion ausschließlich Materialien eingesetzt werden, die dafür geeignet sind, dass wir Menschen bei der Herstellung und beim Tragen mit ihnen in Berührung kommen und die biologisch abbaubar sind, wenn sie als ausgewaschene Faser in der Umwelt landen. Nach diesem Prinzip sind C2C-Textilien designt.

Phosphorgewinnung

Ab 2029 sind Kläranlagen – je nach Größe der versorgten Gemeinde – dazu verpflichtet, Phosphor aus Abwasser, Klärschlamm oder Klärschlammasche zurückzugewinen.

C2C Zertifizierung

Die Zertifizierung nach den Kriterien von Cradle to Cradle wird vom Products Innovation Institute (PII) mit Sitz in San Francisco und Amsterdam durchgeführt. Die Organisation zertifiziert Produkte anhand von fünf Kriterien, in denen jeweils vier unterschiedliche Levels erreicht werden können. Das PII und Cradle to Cradle NGO sind voneinader unabhängige Organisationen.

Osmosefilter

In der Anlage wird Grauwasser zunächst auf biologischer Basis gereinigt, dann durch eine Bio-Membranfilter gepresst, die das Wasser beinahe vollständig von Feststoffen, Viren und Bakterien befreit. Der letzte Schritt ist eine Ultrafiltration, die eine nahezu 100%ige Keimfreiheit sichert.

>> weitere Infos zum Osmosefilter

Schwarz- und Grauwasser

Schwarz- und Grauwasser sind unterschiedliche Kategorien von Schmutzwasser. Unter Schwarzwasser versteht man fäkalienbelastetes Wasser. Grauwasser ist gering verschmutztes, fäkalienfreies Wasser, wie Regenwasser oder das Abwasser aus Handwaschbecken.

Euro-Norm

Die Euro-Norm legt als europäische Abgasnorm Grenzwerte für die Emission von Luftschadstoffen fest. Sie werden in Europa von der EU definiert. Die Einhaltung wird bei der Typgenehmigung neuer Fahrzeuge im Labor und bei Lkw und Bussen auch im Realbetrieb gemessen und kontrolliert. Bei Pkw ist seit Januar 2021 Euro 6d die strengste Norm, bei Lkw (über 3,5 Tonnen Euro VI. Während die Abgasnorm Grenzwerte für Kohlenstoffmonoxid, Stickstoffoxide sowie Partikelmasse und -zahl festlegt, sagt sie nichts über die CO2-Emissionen eines Fahrzeugs aus. Diese werden für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge in einer gesonderten EU-Verordnung definiert.

Leichte Sprache

Leichte Sprache ist eine einfachere und weniger komplexe Form der Alltagssprache. Die richtet sich an Menschen, denen es schwer fällt, einen Text in Alltagssprache zu lesen oder zu verstehen. In Texten in leichter Sprache kommen beispielsweise keine Fremdwörter oder Abkürzungen vor. Das Regelwerk wird vom Netzwerk Leichte Sprache herausgegeben.

Weichmacher

Sogenannte Weichmacher werden unter anderem Kunststoffen, Lacken, Klebestoffen oder bei der Textilveredelung zugesetzt, um spröde Materialien weich und geschmeidig zu machen. Viele als Weichmacher eingesetzten Stoffe gelten mit Blick auf ihre Wirkung für die Umwelt und die Gesundheit als bedenklich. In Verpackungen können neben Weichmachern auch andere Schadstoffe enthalten sein, die bis zu bestimmten Grenzwerten eingesetzt werden dürfen und die Kreislauffähigkeit des Materials verindern.

PVC

PVC (Polyvinylchlorid) ist ein Kunststoffpolymer und wird als Hart-PVC (Abflussrohre, Fensterprofile, etc.) sowie als Weich-PVC hergestellt. Weich-PVC wird für Bodenbeläge, Folien, Kinderspielzeug, Schläuche, Kabelummantelungen, Dichtungen uvm. eingesetzt und besteht zu bis zu 40 % aus teilweise schädlichen Weichmachern, die bei Produktion und Nutzung der Produkte an Mensch und Umwelt abgegeben werden. PVC ist aufgrund der vielen Zusatzstoffe kaum recycelbar und wird in der Regel verbrannt (thermische Verwertung), wobei giftige Dioxine entstehen.

Canceln

Als Canceln (Cancel Culture) bezeichnet man das Ausschließen von Personen oder Organisationen, denen unter anderem beleidigende, diskriminierende oder rassistische Aussagen oder Taten vorgeworfen werden. Der Begriff wird auch von Personen verwendet, denen dieses Verhalten vorgeworfen wird. Der Begriff und die dahinter stehenden Handlungen werden öffentlich stark diskutiert, siehe hier und hier.

Sir David Attenborough

Sir David Attenborough ist ein britischer Naturforscher, Schriftsteller und Tierfilmer, der vor allem für seine vielfach preisgekrönten Naturdokumentationen bekannt ist.

Social ticketing

Mit social ticketing ist gemeint, dass unterschiedliche Preiskategorien für eine Veranstaltung angeboten werden, angepasst an die jeweiligen finanziellen Verhältnisse.

FLINTA*

FLINTA* steht für: Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen. Der * bezieht als Platzhalter alle nicht-binären Geschlechtsidentitäten ein.

Wo gehts nach Panama?

Das Konzept mit der Code-Frage „Wo geht’s nach Panama“ wurde 2017 vom Konzertveranstalter FKP Scorpio eingeführt. Ziel ist es, Besucher*innen durch Nennung dieses Code-Satzes in jeder Notsituation einfach und unkompliziert Hilfe anbieten zu können.

Initiative Barrierefrei Feiern
(IBF)

Bundesweites Kollektiv aus Menschen mit Behinderung und ihren Verbündeten, das sich für barrierefreie Kulturangebote einsetzt

Awareness

Mit Awareness ist gemeint, sich Problemen und Konflikten bewusst zu sein. Mit Awareness-Konzepten werden Räume geschaffen, in denen sich alle Menschen wohlfühlen können, weil in diesen Räumen keinerlei Übergriffe oder diskriminierendes Verhalten geduldet werden. Die Definition dessen, was für eine Person oder eine Gruppe übergriffig oder diskriminierend ist, wird dabei nicht in Frage gestellt.

Inklusion

Unter Inklusion versteht man die Akzenptanz, Einbindung und gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen an einer Gesellschaft.

Abfalltrennung

Richtige Abfalltrennung ist gar nicht so einfach. Ein Beispiel: Ein Pizzakarton besteht zwar aus Karton, und damit Papier. Aber verschmutzt durch Fette und Reste der Pizza gehört er dennoch nicht ins Altpapier, sondern in den Restmüll.

Beim Labor Tempelhof haben wir bei den Nährstoffinseln jeweils zwei Restmülltonnen, eine Bio-Tonne für Speisereste/Lebensmittelabfälle und eine Bio-Tonne für das biologisch abbaubare Geschirr aufgestellt. Zudem wurde ein Müllsack für die Sammlung der PET-Flaschen aufgehängt, die das Publikum mit aufs Gelände bringen durfen.
Der Hintergrund dieser Zusammensetzung, die sich durchaus vom aus dem Alltag bekannten System unterscheidet: Das Einweggeschirr sollte in einem separaten Feldversuch kompostiert werden, denn die industriellen Kompostieranlagen sind in Temperatur und Kompostierzyklen so eingestellt, dass nur Speise- und Lebensmittelreste rückstandslos kompostiert werden. Viele biologisch abbaubare Geschirr-Elemente dagegen nicht. Das heißt nicht, dass dieses Geschirr nicht kompostierbar ist – diesen Nachweis erbrachte das Forschungsprojekt ZirkulierBar bereits, indem zerkleinertes biologisch abbaubares Einweggeschirr dem Prozess der Humus-Kompostierung hinzugefügt wurde. Aber die Kompostierung erfolgt eben bei einer anderen Temperatur und Kompostierdauer als zum Beispiel Gemüseschalen, auf die die Zyklen industrieller Kompostieranlagen ausgelegt sind.

Planetare Grenzen

Planetare Grenzen bestimmen den sicheren Handlungsrahmen für die Menschheit. Werden diese ökologischen Grenzen überschritten, brechen unsere natürlichen Ökosysteme zusammen und die Existenz der Menschheit ist gefährdet. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hat neun solcher Grenzen definiert, seit 2022 gelten sechs davon als überschritten.

Ressourcenpositiv

Damit ist gemeint, dass durch den Anbau eines Lebensmittels nicht nur kein Schaden entstand, sondern dadurch sogar etwas „Gutes“ erreicht wurde. Eine Pflanze aus regenerativer Landwirtschaft wurde so angebaut, dass durch den Anbau der Nährstoffgehalt im Boden, die Biodiversität im Anbaugebiet oder die Qualität des Wasser in der Region steigt. Der Anbau der Pflanze hat also einen positiven Einfluss auf alle Ressourcen, die beim Anbau benötigt werden.

Reale Preise

Reale Preise entstehen dann, wenn die bei der Produktion oder beim Konsum eines Produkts entstehenden sogenannten externen Effekte in den Preis eingerechnet werden. In der Regel handelt es sich dabei um negative externe Effekte. Das sind beispielsweise Umweltschäden oder gesundheitliche Schäden, die durch die Produktion oder den Konsum eines bestimmten Produkts entstehen, für die der Versursacher jedoch nicht haftet, sondern in der Regel die Allgemeinheit. In diesem konkreten Beispiel ist gemeint: Den Ressourcenverbrauch und die CO₂-Bilanz, die bei der Produktion einer bestimmten Menge Fleisch anfallen messen, quantifizieren und auf den Preis anrechnen. Viele gesundheits- und umweltschädliche  Produkte würden durch die Berechnung realer Preise deutlich teurer als bisher und in der Regel auch teurer als nachhaltige oder C2C-Produkte.

Cradle Village

Das Cradle-Village war ein mit Pavillions ausgestattetter Bereich zwischen Eingang und Bühne und Teil des Bildungskonzepts rund um Kreislauffähigkeit und C2C. Dort waren verschiedene NGOs vertreten sowie einige C2C-Cases als Bildungsprojekte ausgestellt.

Regenerative Landwirtschaft

Die regenerative Landwirtschaft ist ein agrarwirtschaftlicher Ansatz, der sich auf die Gesundheit von Böden und Pflanzen konzentriert. Ziel ist es, durch den landwirtschaftlichen Anbau gesunden, fruchtbaren Boden aufzubauen, dadurch die Erträge zu steigern und gleichzeitig positive Auswirkungen auf Kohlenstoff- und Wasserkreisläufe sowie die Biodiversität zu schaffen. Der Ansatz steht der konventionellen Landwirtschaft gegenüber, in der unter anderem durch den Einsatz von Pestiziden, schweren Landmaschinen und Monokulturen die Biodiversität verringert und Böden nachhaltig geschädigt werden. Eine regenerative Landwirtschaft kann eine Biolandwirtschaft vervollständigen, in der zwar auf den Einsatz von Schadstoffen verzichtet wird, die aber oft mit geringeren Erträgen als in der konvnetionellen Landwirtschaft einhergeht.

Biokraftstoffe

Biokraftstoffe sind Kraftstoffe, die aus Biomasse gewonnen werden. Wie umweltfreundlich diese sind hängt auch damit zusammen, ob ihre Rohstoffe in Konkurrenz zur Nahrungsmittelindustrie stehen (zum Beispiel Mais) oder ob die Kraftstoffe aus Reststoffen gewonnen werden.

Laststrom-Management

Laststrom-Management wird in intelligenten Stromnetzen betrieben, indem die Auslastung der vorhandenen Infrastruktur verbessert und Energie damit effizienter genutzt wird.

Peak Shaving

MIt Peak Shaving (übersetzt: Lastspitzenkappung) kann die aus Energienetzen gewonnene Leistung verstetigt werden. Zeiträume, in denen besonders viel Leistung zur Verfügung steht (Leistungsspitzen – Peaks) werden gekappt.

Grüner Wasserstoff

Bei grünem Wasserstoff als Kraftstoff wird für die Elektrolyse zur Gewinnung von Wasserstoff erneuerbare statt konventioneller Energie eingesetzt. Er lässt sich vor allem in Regionen sinnvoll erzeugen, in denen genügend erneuerbare Energieträger in Form von Sonne oder Wind zur Verfügung stehen, um die Wasser-Elektrolyse zu betreiben

Batterieverordnung

Mit dieser Verordnung soll unter anderem ein Batteriepass verpflichtend werden, um Anreize für kreislauffähiges Batteriedesign und das Recycling von Batteriebestandteilen zu setzen.

Echter Ökostrom

Mit echtem Ökostrom ist gemeint, dass der Anbieter einen Teil der Einnahmen aus dem Verkauf von Ökostrom in den Neubau von Anlagen zur Stromerzeugung aus regenerativen Quellen investiert. Dadurch trägt der Anbieter dazu bei, dass sich der Strommix langfristig verbessert und der Anteil erneuerbarer Energie stetig wächst. Solche Anbieter sind durch Labels wie „ok-power“ oder „Grüner Strom“ erkennbar.

Cradle to Cradle

Cradle to Cradle (C2C) ist ein Ansatz für eine Kreislaufwirtschaft, die etwas weiter geht. Anstatt weniger Müll zu erzeugen, weniger Ressourcen zu verbrauchen, weniger Umweltschäden zu verursachen oder nur Klimaneutralität anzustreben, sollen Produkte und Prozesse so gestaltet werden, dass dadurch ein  Mehrwert entsteht. Also ein positiver Einfluss auf das Klima durch einen neuen Umgang mit Ressourcen. Denn wenn wir nur weniger Schäden durch unser Handeln anrichten, zögern wir die Probleme, die wir dadurch verursachen nur zeitlich hinaus, lösen sie aber nicht.

Wir können Klima- und Ressourcenprobleme nur durch positive Ziele dauerhaft lösen. Indem wir unser Handeln konsequent in biologische Kreisläufe integrieren und technische Kreisläufe schaffen, erreichen wir einen wirklichen Mehrwert: ökologisch, ökonomisch und sozial. C2C-Produkte bestehen aus Materialien, die gesund für Mensch und Umwelt sind und in biologischen und technischen Kreisläufen zirkulieren können. Wird ein Material in einem Produkt automatisch verbraucht (zum Beispiel der Abrieb eines Reifens beim Fahren oder Fasern eines T-Shirt, die in der Waschmaschine ausgewaschen werden), dann muss dieses Material auch dafür geeignet sein, in der Umwelt zu landen. Es muss also komplett biologisch abbaubar sein.

Produkte, bei denen das nicht der Fall ist müssen so designt sein, dass all ihre Bestandteile sortenrein getrennt und damit immer wieder verwendet werden können. Entweder direkt, nach einer Aufarbeitung oder durch Recycling, bei dem die Qualität des Materials erhalten wird. Bei der Produktion solcher C2C-Produkte nutzen wir ausschließlich regenerative Energie, erhalten oder verbessern die Qualität von Wasser und Boden und haben faire und menschenwürdige Arbeitsbedingungen.
Geschäftsmodelle wie Produkt-Service-Modelle, Nutznießung oder Leasing tragen dazu bei, Materialien und Produkte im Kreislauf zu halten.

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Kreislaufwirtschaft

Der Begriff „Kreislaufwirtschaft“ umfasst, abgeleitet vom Aktionsplan Circular Economy der EU Kommission, „alle Phasen der Wertschöpfung – von der Produktgestaltung und Produktion bis hin zu Verbrauch, Reparatur, Abfallbewirtschaftung und sekundären Rohstoffen, die in die Wirtschaft zurückgeführt werden.“
Die Transformation unserer heutigen linearen Wirtschaft, (Ressourcen werden der Erde entnommen, genutzt und werden dann überwiegend zu wertlosem Müll) hin zu einer Kreislaufwirtschaft ist ein übergeordnetes politisches Ziel in der EU und in sämtlichen Mitgliedsstaaten – auch in Deutschland. Die Bundesregierung erarbeitet derzeit (Stand Juni 2023) die sogenannte Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie, durch die der Bedarf an neu entnommenen Rohstoffen gesenkt werden soll. Eine zirkuläre Wirtschaft und die Ressourcenschonung sollen so einen Beitrag zu Klimaneutralität und Dekarbonisierung leisten.

Beim Labor Tempelhof wurde versucht, möglichst viele Aspekte der Konzerte so zu gestalten, dass Ressourcen im Kreislauf geführt werden oder Anreize dafür gesetzt werden. Im Idealfall bedeutete dies der Einsatz eines C2C-Produkts oder C2C-Prozesses mit positivem Einfluss auf Mensch und Umwelt. Wo das nicht möglich war, wurde eine Alternative gesucht, die nachhaltig im klassichen Sinne ist, also zumindest weniger Schaden anrichtet als eine konventionelle Lösung.

CO2 Kompensation

Organisationen, die Kompensationen für CO2-Emissionen anbieten, können nach dem Standard der UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change) zertifiziert werden. Gold Standard ist ein von einem Zusammenschluss von Nichregierungsorganisationen wie dem WWF erarbeiteter Standard, der als anspruchsvollster Standard für freiwilligen Emissionshandel gilt.

Diese Kontakte sind lediglich eine Auswahl, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Die Auswahl leitet sich davon ab, mit welchen Unternehmen im Rahmen des Projekts Labor Tempelhof zusammengearbeitet wurde oder Kontakt bestand.

Hydrierte Pflanzenöle (HVO)

Hydrierte Pflanzenöle (HVO) sind chemisch in Kohlenwasserstoffe umgewandelte Öle, die so als Kraftstoff eingesetzt werden können. Sie werden als Beimischung oder Ersatz für Diesel-Kraftstoff verwendet und stoßen bis zu 90% weniger CO2 aus als Diesel. Als Rohstoff für HVO können Ölpflanzen, Reststoffe der Agrarindustrie aber auch Altspeiseöle verwendet werden. Werden Reststoffe oder Abfallstoffe eingesetzt, steht die Produktion nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion und verursacht in der Produktion geringere CO2-Emissionen. Wird HVO aus Palmöl hergestellt, verschlechtert sich die Treibhausgasbilanz erheblich, weil für den Anbau von Ölpalmen Regenwälder gerodet werden. Bei der Beschaffung sollte also ein Anbieter gewählt werden, der den Ausschluss von primärem Palmöl als Rohstoff garantiert.

atmosfair

Die Kompensation von CO2-Emissionen ist keine ausreichende Strategie, um die Ziele des Pariser Klimabkommens zu erreichen und erst recht nicht, um klimapositives Handeln zu erzielen. Der Anbieter atmosfair weißt auf seiner Webseite genau darauf hin und regt so zu aktivem Handeln an. Die von atmosfair unterstützten Klimaschutzprojekte sind größtenteils doppelt zertifiziert: Unter dem Standard der UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change) und unter Gold Standard (von einem Zusammenschluss von NGOS wie dem WWF erarbeiteter Standard, der als anspruchsvollster Standard für freiwilligen Emissionshandel gilt). Bei der Mittelverwendung ist atmosfair transparent und unterstützt nach eigenen Angaben nur Projekte, die neben dem CO2-Aspekt auch andere wichtige Aspekte des Umweltschutzes berücksichtigen.

Labor Tempelhof

Die Labor Tempelhof-Konzerte fanden unter bestimmten Rahmenbedingungen statt: Der Flughafen Tempelhof als Open Air-Location mitten in Berlin, 60.000 Besuchende pro Konzert und volle Unterstützung der beteiligten Bands. Lösungen, die in diesem Szenario umsetzbar und sinnvoll waren, sind unter anderen Rahmenbedingungen vielleicht nicht sinnvoll oder möglich. Umgekehrt gilt: Manche gute C2C-Idee war für diese Größenordnung nicht skalierbar, funktioniert aber unter anderen Rahmenbedingungen. Daher sind die in diesem Guidebook beschriebenen Ziele und die davon abgeleiteten Maßnahmen keine universell gültige Checkliste, sondern zeigen Möglichkeiten und die richtigen Fragestellungen für eine möglichst klima- und ressourcenpositive Veranstaltung auf.